Wohlfahrtsverband: Ausblutung der Jugendarbeit stoppen!

Zu vom Bezirksamt Mitte vorgesehenen Kürzungen im Kinder- und Jugendbereich im Haushaltsplan für das Jahr 2013 appelliert jetzt der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin eindringlich an die Bezirksverordneten von Mitte, die drastischen geplanten Einsparungen zurückzunehmen. Derzeit fehlen im Jugendbereich 330.000 €, was ca. 10% der bisherigen Förderung bzw. der Schließung von etwa 5-7 Freizeiteinrichtungen entspricht. Damit unterstützt der Verband auch die Protestaktionen, die von Kindern, Jugendlichen und Kinder- und Jugendprojekten am 22. November 2012 ab 16:30 Uhr vor der Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte (im Rathaus in der Karl-Marx-Allee 31, Sitzungsbeginn 17:30 Uhr) durchgeführt werden sollen.
Wir dokumentieren die Pressemitteilung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes:
Pressemitteilung
Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin fordert: Ausblutung der Jugendarbeit im Bezirk Mitte muss gestoppt werden!
Berlin, 21.November 2012 Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin fordert die Bezirksverordneten von Mitte auf, die geplante Einsparung von 330.000 Euro bei der Jugendarbeit in Mitte bei der BVV-Sitzung am 22. November zurückzunehmen. Der Prozess der Ausblutung von Kinder- und Jugendprojekten in Mitte und ganz Berlin muss gestoppt werden!
Der Paritätische unterstützt die Jugendprojekte in Mitte, die sich wehren und mit Transparenten und Protestaktionen Alarm schlagen. Sie alle treffen sich am 22. November um 16:30 am Rathaus in der Karl-Marx-Allee 31 vor der BVV-Sitzung. Die Medien sind zu dieser Aktion herzlich eingeladen! Schluss mit Einsparungen auf Kosten der Kleinsten und Schwächsten!
Schon im kommenden Januar müssten 5 bis 7 Kinder- und Jugendprojekte schließen, wenn der Entwurf des Haushaltsplans für 2013 nicht geändert wird! Die Situation ist dramatisch:
Innerhalb von drei Jahren hat der Bezirk Mitte ein Viertel der Mittel für Jugendarbeit gekürzt! Zehn von sechzig Jugendprojekten und Freizeiteinrichtungen mussten in den letzten drei Jahren bereits schließen. Weitere Jugendprojekte mussten Mitarbeiter entlassen und mit noch weniger Mitteln auskommen.
Betroffen sind viel besuchte Treffpunkte für Kinder, Jugendliche und Mädchen, Jugendkulturhäuser, offene Clubs und Treffpunkte für Kinder-und Jugendliche, Schülerläden, Lückekinderprojekte, Schulsozialarbeit, Schulgärten und Straßensozialarbeit.
Die Präventionsarbeit, die die Jugendsozialarbeiter vor Ort leisten, ist gerade in den sozial hoch belasteten Brennpunktgebieten Wedding, Gesundbrunnen und Moabit unverzichtbar. Die Situation der Familien ist unverändert prekär: Armut, Arbeitslosigkeit, Krankheit und Suchtprobleme sind ihre Hauptbelastungen. Über zwei Drittel der Kinder wachsen in Hartz IV-Haushalten auf. In der Region Gesundbrunnen leben rund 70 Prozent der Einwohner von staatlichen Unterstützungsleistungen – doppelt so viele wie im Berliner Durchschnitt.
Die Kinder und Jugendlichen aus diesen Familien sind auf kostenlose und sinnvolle Förder- und Freizeitangebote zwingend angewiesen! Der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses von Mitte hat in einem verzweifelten Schreiben an die Bezirksverordneten davor gewarnt, dass die entstehenden Lücken durch Gangstrukturen gefüllt werden.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin appelliert an alle politisch Verantwortlichen, die Warnungen der Experten aus der Praxis ernst zu nehmen und von weiteren Kürzungen auf Kosten von Kindern und Jugendlichen abzulassen!
Nachtrag:
Kürzungen im Jugendbereich sind für 2013 vom Tisch! siehe Artikel Berliner Woche vom 26.11.12.
Nachtrag 2013:
Der Pariätische Wohlfahrtsverband kritisiert die Streichung von Stellen in der Schulsozialarbeit (Pressemitteilung vom 30.10.13)
Stadtrat Ullrich Davids tritt zum Ende des Jahres zurück. Seine Rücktrittserklärung nennt die Sparpolitik als Grund.