Willkommensfest in der Notunterkunft - Moabit hilft!

Seit September gibt es neben der von einer privaten gGmbH betriebenen Flüchtlingsunterkunft im Gebäude der früheren Heinrich-von-Kleist-Schule an der Levetzowstraße eine weitere Notunterkunft in Moabit im Bürogebäude Alt-Maobit 82 b. Bis Februar war dort das Vermessungsamt untergebracht. Die ersten Flüchtlinge sind schon am 11. September eingezogen, es gab nur Feldbetten und noch viel zu wenige Duschen und Toiletten. Der gemeinnützige ASB (Arbeiter-Samariter-Bund) ist schließlich spezialisiert auf Katastrophenfälle und hat auf die Notlage und Anfrage des LaGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales) schnell reagiert. Gemeinsam mit dem Bezirk hat der ASB zu zwei Informationsveranstaltungen Ende September in die Heilandskirche (Foto) eingeladen, um mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen und Vorbehalte abzubauen.

Gleichzeitig mit den ersten Meldungen über die neue Notunterkunft hat Diana Henniges gemeinsam mit vielen Helferinnen und Helfern, Privatleuten, Firmen und Institutionen etwas ganz großartiges zustandegebracht: eine Solidaritätsaktion für die Flüchtlinge in Moabiter Notunterkünften. Das Quartiersmanagement Moabit West und der Soldiner Kurier berichteten. Der erste Spendenaufruf hatte eine große Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, Pakete kamen sogar aus Stuttgart, Wien oder Palma de Mallorca. Auch viele Moabiter und Moabiterinnen brachten Kleidung, Kosmetika, Kinderspielzeug und anderes. Die Wohnung in der Jagowstraße war zeitweilig in ein Lager verwandelt. Gar nicht so einfach alles in die richtigen Bahnen zu lenken. Doch ist diese Koordinationsaufgebe genau das richtige für Diana Henniges, 36 Jahre alt und Mutter eines Zweijährigen. "Es war notwendig die Bedarfslisten immer wieder anzupassen. Da musste ich manchmal auch hart sein und Nein-Sagen, als am zweiten Tag immer noch Frauenklamotten gebracht wurden."
Schnell war die Initiative "Moabit hilft" gegründet. Ab November trifft sie sich regelmäßig jeden 2. und 4. Dienstag im Monat um 19 Uhr im Coffee break in der Jagowstraße 23. Interessierte sind herzlich willkommen. Im nächsten Jahr soll ein Verein gegründet werden. Denn eine ganze Menge Arbeit ist noch zu tun.
"Moabit hilft!" hat zum Beispiel den kompletten Nachlass einer alten Dame erhalten. Sachen, die nicht geeignet sind, werden im Internet oder auf dem Flohmarkt verkauft, so kommt Geld zusammen, mit dem Kinderstühle, Stifte, Tuschkästen usw. angeschafft werden können. An manchen Tagen mussten mehrere Transporte organisiert werden. Auch diese Aufgabe übernehmen freiwillige Helfer, die ihr Auto und ihre Zeit zur Verfügung stellen. Diana Henniges koordiniert das alles mit einer großen Tabelle, von der sie ablesen kann, welcher Fahrer wann Zeit hat. Mittlerweile stehen im Keller der Notunterkunft 112 Kartons mit sortierten Kleidern.

Es geht den Initiatoren aber nicht nur darum Material zu sammeln, obwohl immer noch Kinderfahrräder, Kinderwagen und -betten, Schulranzen und ähnliches dringend gebraucht werden, sondern sie möchten dauerhalft Hilfe leisten mit Zeitspenden und Begegnung. Eine Kinderecke wurde eingerichtet, regelmäßige Beschäftigung für die Kleinen ist geplant. "Sie sollen nicht merken, dass sie Fremde sind, sie sollen sich angenommen fühlen", so Diana Henniges. Vormittags wird in diesem Raum Deutschunterricht stattfinden. Auch dafür werden noch Ehrenamtliche gesucht.
Als ich am 23. Oktober mit Diana Henniges die Notunterkunft besuchte, zeigte uns der Leiter Steffen Kühn stolz, wie weit die Bauarbeiten schon vorangekommen sind: die neuen Duschen glänzten, der Aufenthaltsraum roch noch stark nach Linoleumkleber. Hier hat ein Malerbetrieb freiwillige Hilfe geleistet und eine Künstlerin für die Kinderecke ein Wandbild gestaltet. Das Material stammt aus der Spendenkasse von "Moabit hilft". Die neuen Möbel, die am 21. Oktober geliefert wurden, waren schon fast auf die Zimmer verteilt. Auch dabei haben freiwillige Helfer und ganz besonders die Kiezläufer mit angepackt. Für jeden Raum gibt es ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und vier Stühle.

Lange und gründlich hat die Initiative zusammen mit dem ASB das Willkommens- und Begrüßungsfest vorbereitet und geplant. Es findet morgen von 15 bis 18 Uhr. Einladungsbriefe in zehn Sprachen wurden an die Bewohner verteilt und in ganz Moabit Flyer und Plakate ausgehängt. Moabiterinnen und Moabiter sind herzlich eingeladen. Für das Buffet spenden vier Geschäfte und sechs Restaurants Lebensmittel, Obst und Getränke und viele Privatpersonen bringen etwas mit. Hier ist die Einladung zu finden.
Weitere Informationen, die aktuellen Bedarfslisten und Kontakt:
Facebook-Gruppe Moabit hilft
oder einfach zu den Treffen kommen:
jeden 2. und 4. Dienstag um 19 Uhr im Coffee break in der Jagowstraße 23.
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Hier ein paar Eindrücke vom Fest:
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Hier die aktuelle Bedarsliste vom 26. November 2013:
FahrerIn für IKEA?Einkauf gesucht!!
ein großer Kochtopf 30-40 Liter, Tische, Stühle, Laptop oder Desktoprechner, Drucker, Radio, Schulmaterial (Schulranzen, Hefte, Blöcke, Stifte etc.), Kosmetikartikel, Kinderbetten und Kinderwagen, auch Kindertragen und Tragetücher, Decken, Kissen, Wäsche (Socken,Unterhemden,Strumpfhosen,Unterhosen- bitte nur Neuware!), Deko- und Bastelartikel für die Spielecke (Kisten, Boxen, Dosen … für Spielsachen und Materialien)
Für die Koordination und ggf. Abholung bitte bei Diana melden, diana.henniges@web.de.
aktuelle Bedarfsliste vom 19.Dezember 2013:
Waschmaschine ,Trockner, Kleingeräte (wie: Kaffeemaschine, Wasserkocher, Radio, Mikrowelle etc.), Laptop oder Desktoprechner, Drucker, Tische, Stühle, Schulmaterial (Schulranzen, Hefte, Blöcke, Stifte etc), Kosmetikartikel, Kinderbetten und Kinderwagen, Decken, Kissen, Wäsche (Socken, Unterhemden, Strumpfhosen, Unterhosen) NUR NEUWARE BITTE!!, Deko- UND Bastelartikel für die Spielecke
Das Portrait von Diana Henniges in der Zeitschrift mittendrin und bei MoabitOnline.
Es gibt eine neue Webseite, auf der auch immer die aktuelle Bedarfsliste zu finden ist.
Bericht vom Stadtteilplenum im Mai 2014 zu den Notunterkünften in Moabit.
Tagesspiegel über die Notunterkunft, Deutschunterricht mit Christine Pradel und einen geplanten Gartentag.
Moabit hilft! Lichtschein unter Dunkeldeutschen (Mai 2015)
Artikel über die Initiative im MieterEcho (Nr. 375 - Juli 2015).
Die Caritas hat Leute von Moabit hilft eingestellt (B.Z.)
Facebook-Gruppe "Nachts vor dem LAGeSo"
Streit und Austritte beim erst im September 2015 gegründeten Verein Moabit hilft! (Pressemitteilung vom 11.11., Berliner Zeitung, Berliner Woche, TAZ)
Neues Büro in der Lehrter Straße und die Veränderung der Arbeit von Moabit hilft! (Berliner Zeitung).
Seit dem 1.12.2017 ist Alt-Moabit 82b eine Notunterkunft für Obdachlose (Pressemitteilung ASB).
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