Standortneugestaltung Bayer Schering Pharma

Blick von Moabit

Die Bayer Schering Pharma AG plant, ihren Standort im Wedding in wesentlichen Teilen neu zu gestalten. Der im März 2010 be­schlossene Site Master Plan sieht die Entwicklung des Berliner Standortes in einen „PharmaCampus“vor, der auf neue Weise die Funktionen Forschung, Ent­wicklung, Produktion und Verwaltung vereinen soll. Dabei sollen die städtebaulichen Entwicklungen im unmittelbaren Umfeld aufgenommen werden.

Der Plan ist die Planungsgrundlage für alle künftigen baulichen Aktivitäten auf dem rund 18 Hektar großen Areal des Berliner Werkgeländes. Die Entwicklung zum „PharmaCampus“ erfolgt langfristig in mehreren aufeinanderfolgenden Planungsphasen.

Vision 2040: Das Modell des Architekturbüros Barkow Leibinger zeigt, wie das Areal von Bayer Schering Pharma - zwischen Bahntrasse (in blau) und Sellerstraße - langfristig aussehen könnte. Coyright: Bayer Schering Pharma, Fotograf: Werner Huthmacher

Start der ersten Phase ist die jetzt getroffene Entscheidung für ein neues Hauptgebäude und die Öffnung des Standortes hin zum Nordhafen, also in Richtung Moabit. Der künftige Sitz der Verwaltung soll dort zusammen mit einem Mitarbeiter-Restaurant und einem Konferenzzentrum ein Gebäudeensemble bilden. Die Erschließung des Baufelds am Nordhafen und weitere vorbereitende Baumaßnahmen sind für 2011 geplant.

Neu ist auch das Konzept der Öffnung des Standortes zu zwei Seiten – sowohl zum Nordhafen als auch zum Wedding mit einer langfristigen Neugestaltung des bisherigen Schwerpunkts in der Müllerstraße. Der geplante PharmaCampus soll – so die Pressemitteilung – eine ausgewogene Balance von Bau- und Landschaftsfeldern ausweisen und dank zahlreicher Grünflächen für eine hohe Aufenthaltsqualität sorgen.  Teile des Areals sollen zukünftig auch für die Öffentlichkeit zugänglich sein. die Idee ist tatsächlich, das Werksgelände in einen Campus zu verwandeln und in Teilen zu öffnen.

aktueller Blick von der Sellerbrücke

Zum Nordhafen hin soll eine offene Parklandschaft entstehen, neue Gebäude und erweiterter Park sollen ineinander übergehen. „Zwei Gebäude sollen ins heutige Straßenland leicht hineinragen, die Straße und Teile des Werksgeländes sollen öffentlicher Park werden. Wir haben mit Bayer Schering verabredet, dass wir den landschaftlichen Wettbewerb für die westliche Seite Spandauer Schiffahrtskanal und Nordhafen auf die östliche Seite des Nordhafens als Ideenteil ausdehnen, um dann gleich den ganzen Nordhafen zu erfassen“, teilt Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung Ephraim Gothe auf Nachfrage mit. Gothe  sieht in der Neugestaltung des Unternehmenssitzes von Bayer Schering Pharma einen wichtigen Impuls, einen „Ort mit Strahlkraft für den Bezirk“. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher erhofft sich von dem Vorhaben von Bayer Schering Impulse auf die Entwicklung des beabsichtigten Heidestraßenquartiers in Moabit.

Im März 2009 erhielt das Berliner Architekturbüro Barkow Leibinger (das gleiche Büro hat auch den Total-Tower geplant) den Auftrag, bis Anfang 2010 ein umfassendes und langfristiges Konzept für die attraktive Neugestaltung des Standorts zu entwerfen. Dieses wurde im März 2010 genehmigt. Die Umsetzung beginnt mit dem Auswahlverfahren eines Architekturbüros für die Planung des neuen Hauptgebäudes.

Wichtige Impulse für die Entwicklung zum Site Master Plan hatte der Pharmakonzern über einen studentischen Wettbewerb gewonnen, den der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft in Kooperation mit Bayer Schering und dem Land Berlin ausgerichtet hat. Im Herbst 2009  waren zwei Studenten der Architekturfakultät der TU Dresden als Gewinner des 1ten Preises ausgezeichnet worden. Auch in 2010 wird sich der Architekturwettbewerb des Kulturkreises an das Thema anschließen. Aufgabe des Wettbewerbs 2010 wird sein, das Quartier am Nordhafen mit der Umgebung zu verbinden, eine Beziehung zum Bayer Schering-Areal auf der anderen Seite des Nordhafens herzustellen und eine Anbindung an die geplante Bebauung des Gesamtareals Heidestraße zu entwickeln. Für den nördlichen Eingang der Bahnstation in das Gebiet Quartier am Nordhafen, ist in einer hochbaulichen Vertiefung ein Gebäude zu entwerfen, das die anspruchsvolle städtebauliche Situation und die unterschiedlichen Höhenverhältnisse von Bahnsteig, Perleberger Brücke und Wettbewerbsgelände miteinander verbindet und das für das Gebiet interessante weitere Nutzungen aufnehmen kann. Für den südlichen Eingang der Bahnstation in das Areal ist eine Überbrückung von zwei Gleisen mit Freiraum- und Platzgestaltung zu entwickeln. Für die Identität des Quartiers am Nordhafen können künstlerische Zeichen eine wichtige Funktion übernehmen. Themen wie Sichtbarkeit, Orientierung und Wiedererkennung können mit künstlerischen Methoden bearbeitet werden. Kooperationspartner des Kulturkreises hierfür sind Deutsche Bahn AG und Vivico Real Estate. Auch die Berliner Senatsverwaltung unterstützt wiederum den Wettbewerb.


Nachtrag vom 15.02.2010

Gebiet Bebauungsplanentwurf wird ausgeweitet

Viele hatten es am Modell des "Site Masterplans" schon erkannt, der von Bayer gewünschten neuen etwa 91 Meter hohen Firmenzentrale soll nicht nur das Wohnhaus Fennstraße/Am Nordhafen zum Opfer fallen, sondern auch die Straße "Am Nordhafen" würde danach von dem Neubau der Firmenzentrale teilweise überbaut.

Mittlerweile ist im Bezirksamt am Bebauungsplanentwurf 1-47 für den Bayer Campus, der im Juni 2009 öffentlich ausgelegt worden war, weiter gearbeitet worden, um die Wünsche von Bayer in Planungsrecht umzusetzen. Auch ein neues Laborgebäude (ca. 42 Meter Höhe) im Bereich Sellerstraße/Am Nordhafen soll ein Teilstück von Am Nordhafen in Anspruch nehmen. Als Konsequenz soll die Straße am Nordhafen an Bayer verkauft und die für von Bayer für die Neubauten benötigten Flächen bebaut werden. Die übrigen Flächen der ehemaligen Straße und Teile des Grundstückes von Bayer sollen als Grünfläche umgestaltet werden und öffentlich zugänglich sein. Die öffentliche Grünfläche zwischen Nordhafen und der Straße Am Nordhafen (Flurstück 370) wird in den Geltungsbereich des Bebauungsplanes einbezogen. Sie soll unter Berücksichtigung der Ergebnisse des Wettbewerbes für die Freiräume der Europacity / Heidestraße und des Nordhafens neu gestaltet werden.

Zusätzlich zu dem Bebauungsplan, zu dem die Behördenbeteiligung und Öffentlichkeitsbeteiligung nach Baugesetzbuch wiederholt werden, soll auch ein städtebaulicher Vertrag mit Bayer Schering abgeschlossen werden, in dem u. a. die öffentliche Zugänglichkeit der ehemaligen Straßenlandfläche und von weiteren Teilen des Firmengeländes, die Kostenübernahme für die Gestaltung der öffentlichen Grünfläche und die Kostenübernahme für das Sozialplanverfahren für die Mieter des Wohnhauses geregelt werden.

weitere Nachträge:
Die 20 Mietparteien im Altbau Fennstraße 35-37/Am Nordhafen 1 hatten Ende September von Bayer eine Kündigung erhalten. Die Mieter wehren sich und werden dabei vom Berliner Mieterverein unterstützt. Zum 31. Dezember 2010 sollten die ersten Mieter ihre Wohnung räumen. Den Mietern, die lange im Haus wohnen, wird eine Frist bis zum 30. September 2011 eingeräumt, berichtete der Mieterverein in der Ausgabe Dezember 2010 des "MieterMagazin". Und hier auch ein Auszug aus dem Protokoll der Sitzung des Stadtentwicklungsausschuss der BVV vom 27.10.10 zum Sozialplanverfahren, sowie der Auszug aus dem Protokoll der Sitzung vom 22.9.10.

Nun ist der ganze Standortausbau wieder auf Eis gelegt worden (worüber im Juli die Berliner Woche berichtete), dennoch berichtet das MieterMagazin im Oktober 2011, dass die Kündigungen bestehen bleiben. Im MieterMagazin von März 2012 heißt es: "Bayer wird ruppig".

Aktuelle Nachträge (auch zur Parkgestaltung am Nordhafen) jetzt beim neuen B-Plan-Artikel.

Aktualisierte Vision von Bayer für das Jahr 2040

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