Protestaktion für Kantine

Noch hat nicht jeder davon Wind bekommen! Im nächsten Jahr sollen in allen drei Rathäusern des Bezirks Mitte die Kantinen geschlossen werden. In der Karl-Marx-Allee steht die Entscheidung definitiv fest, ein wenig Hoffnung gibt es vielleicht noch für die Müllerstraße und am Mathilde-Jacob-Platz. Die Berliner Zeitung berichtete bereits am 20. Oktober.
Abgesehen von den ca. 20 Arbeitsplätzen werden damit auch soziale Treffpunkte der Anwohner wegfallen. Besonders hart trifft es ältere Stammgäste, die teilweise seit über 10 Jahren diese Einrichtungen besuchen. Überzeugende Argumente für die geplanten Schließungen finden sich nicht. Auf der einen Seite spricht man von der Notwendigkeit die Räume zur Lagerung von Akten und Unterlagen nutzen zu müssen, auf der anderen Seite möchte man durch die Schließung ca. 282.000 Euro einsparen. Das Argument, mit den Einsparungen diverse Jugendeinrichtungen am Leben erhalten zu wollen, hält Frank Wolf "doa21" für eine bewusste Provokation. "Hier versucht man junge und alte Menschen im Kiez gegeneinander auszuspielen um vom eigentlichen Problem abzulenken. Das können wir uns doch nicht bieten lassen!"
Demonstriert wird gemeinsam mit Susanne Torka und Frank Wolf "doa21" am Freitag, den 30. Oktober 2009 in der Zeit von 12-15 Uhr vor dem Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1. Wir bitten jeden aktiven Kiezanwohner, mit seiner Unterschrift gegen die Schließung der Kantinen einzutreten.
Nachtrag vom 30.10.:
Die Aktion war ein voller Erfolg! 330 neue Unterschriften sind neu dazu gekommen. Ursula Bartel und Brigitte Grimm hatten spontan vor 14 Tagen, als sie von der geplanten Schließung der Kantine zu März 2010 hörten, mit der Sammlung von Unterschriften begonnen. Bisher waren 550 Unterschriften der regelmäßigen Kantinen-Besucher zusammengekommen. Jetzt sind es also 880! Wer noch unterschreiben möchte, hat am Montag in der Kantine noch Gelegenheit dazu. Am Dienstag sollen die Unterschriften dem Vorsteher der BVV, Herrn Davids, übergeben werden.
Moabiter Meinungen heute vor dem Rathaus
Klara Kogul und Günter Riemann: "Wir gehen jeden Tag in der Rathaus-Kantine essen. Sie darf einfach nicht geschlossen werden." (Bild 1)
Wolfgang Himmel: "Die Kantine ist ein sozialer Treffpunkt für die alten Leute. Ich bin regelmäßig dort. Man kennt sich, man unterhält sich. Soziale Kontakte sind gerade für uns Alte wichtig." (Bild 2)
Eine 84jährige Dame: "Ich weiß gar nicht, was ich machen soll, wenn es die Kantine nicht mehr gibt. Kochen kann ich nicht mehr, ich bin 84 und habe sehr wenig Geld. Wenn ich mir Essen auf Rädern bestellen muss, dann kann ich mir nur jeden 2. Tag ein warmes Essen leisten."
Ute Adam: "Die Kantine wird hauptsächlich von älteren Menschen genutzt. Von denen, die nur eine geringe Rente haben. Hier leben so viele Familien, die wenig Geld haben. Einsparungen in allen sozialen Bereichen dürfen nicht sein, sonst geht Moabit ganz den Bach runter und verslumt."
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Mehr Bilder finden sich bei Moabit-ist-Beste.