Probleme mit den Uferwegen entlang der Spree

Als Berliner*in weiß man die Uferwege an Spree, Havel, Panke und diversen Kanälen zu schätzen. Einerseits sind sie als sichere Verbindungswege für Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen beliebt und wichtig, andererseits bieten sie natürlich auch in vielen Bereichen angenehme und motorfreie Möglichkeiten für Spaziergänge. Das Land und die Bezirke wären also gut beraten, für ihren Erhalt zu sorgen - auch als ein Beitrag zur Energiewende und Klimaschutz.
Leider sieht die Realität manchmal etwas anders aus. Hierfür seien zwei Beispiele gegeben.
Sperrung des Spreeuferwegs bei Siegmunds Hof
So wurde der südliche Uferweg der Spree auf der Höhe Siegmunds Hof / Wegelyplatz zwischen dem Wullenweberstieg und der Englischen Straße zunächst gesperrt, weil dort Neubauten errichtet wurden. So weit, so schlecht - aber immerhin nachvollziehbar. Nun sind diese Bauten allerdings schon länger als ein Jahr fertig gestellt, und der Uferweg in dem Bereich picobello erneuert. Aber die Absperrung ist immer noch da, obwohl keinerlei Grund dafür sichtbar ist. Und man trifft vor ihr häufig auf Spaziergänger*innen oder Radfahrer*innen, denen für diese willkürliche Absperrung jedes Verständnis fehlt - wie uns allen.
Ich hatte mich - wie auch andere aufmerksame Zeitgenoss*innen - vor über einem Jahr diesbezüglich an das Bezirksamt Mitte gewendet. Dort bekam ich prompt die Antwort: "Die Zäune gehören zur Baumaßnahme des Bezirks Charlottenburg. Einer der Zäune wurde illegal in der Grünanlage des Bezirks Mitte aufgestellt. Dieser konnte nicht beräumt werden, da wir andere, in der Priorität dringlichere Aufgaben zu erfüllen haben."

Inzwischen ist diese östliche Absperrung aber längst beseitigt, was uns aber nicht wirklich hilft, da immer noch die westliche Absperrung steht, wie man sie auf dem Bild sieht. Die fällt in die Zuständigkeit des Bezirksamts Charlottenburg-Wilmersdorf, an das ich mich dann auch gleich gewandt habe. Auf meine mehrfache Anfrage über deren Internet-Portal bekam ich keine individuelle Antwort. Das ist schon für sich bemerkenswert. Ich habe mich deshalb im Oktober 2020 mit einem Brief direkt an den zuständigen Bezirksstadtrat Schruoffeneger gewandt und um unverzügliche Beseitigung der Absperrung gebeten.
Dieser Brief wurde dann endlich vom Bezirksstadtrat Schruoffeneger auch beantwortet. Zunächst versicherte er mir sein Verständnis für mein Anliegen, schrieb dann aber im Weiteren: "Bedauerlicherweise stellt sich für den Fachbereich Grünflächen als späteren Eigentümer die Situation anders dar. Um Schaden vom Land Berlin abzuwenden sind wir gehalten, ein in allen Punkten mängelfreies Grundstück in unsere Verwaltung und Unterhaltung zu übernehmen. Dies schließt die gesamte Grünfläche am Ufer, einschließlich einer sanierten Ufermauer ein." Und weiter: "Die für die Unterhaltung von Uferwänden verantwortliche Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Ref. V OW und der Bezirk verhandeln derzeit, wie die noch erforderlichen Maßnahmen für die abschließende Beurteilung der Standsicherheit und Verkehrssicherheit der Ufermauer erbracht werden können. Die Ergebnisse sind zunächst abzuwarten."
Falls Sie, liebe Leser*in, diesen Text nicht gleich verstehen, muss Sie das nicht in Selbstzweifel treiben. Auch ich habe die Begründung mehrmals gelesen - und bin mir bis heute nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Da wird also jahrelang verhandelt und verhandelt, aber der Missstand nicht beseitigt - zum Nachteil der Bürger. Einen möglichen Vorteil von der Absperrung haben bestenfalls die Eigentümer der Neubauten, die weniger Durchgangspassant*inneen ertragen müssen. Da fragt man sich, wessen Interessen das Bezirksamt hier vertritt.
Fakt ist: der Grund für die Absperrung, nämlich die Baustellen, ist seit 2019 nicht mehr vorhanden. An keiner Stelle wird sichtbar, dass seitdem hier gearbeitet wurde oder noch Arbeiten ausstehen. Trotzdem steht dort diese martialische Absperrung, an die man zwar von beiden Seiten herantreten kann, aber nicht vorbeikommt.
Uferweg am Bundesratufer

Kommen wir zum zweiten Bespiel von Politikversagen im Zusammenhang mit Uferwegen. Dazu gehen wir flußaufwärts und wechseln die Flußseite. Am Bundesratufer ist der Uferweg besonders attraktiv, weil er gegenüber der Straße abgesenkt ist. Für Fahrradfahrer*innrn ist er allerdings weniger geeignet, weil man am Ende eine steile Treppe überwinden muss. Umso attraktiver ist er für Fußgänger*innen, die man auch in entsprechend hoher Zahl dort antrifft, wenn - und das ist der Punkt - es nicht gerade geregnet hat. Denn schon bei geringen Niederschlägen bilden sich über die ganze Wegbreite Pfützen aus, denen man schlecht ausweichen kann. Dabei wird dann auch zwangsläufig der Rasenstreifen neben dem Weg niedergetrampelt.
Es gibt für diese kleinen Überschwemmungen mindestens zwei Gründe. Zum einen wird der Weg viel genutzt, weswegen der Boden stark verdichtet ist und kaum Wasser versickern lässt. Zum anderen ist keine Neigung vorgesehen, so dass das Wasser nicht abläuft. Wie könnte man Abhilfe schaffen? Natürlich wäre eine Pflasterung o.ä. möglich, wie es sie in anderen Bereichen bereits gibt. Dies wäre zweifellos nachhaltig, aber auch aufwendig. Früher hat man auf diesen Weg einfach Granulat aufgetragen. Das ist schnell und kostengünstig, muss allerdings alle paar Jahre erneuert werden. Sollte also kein Problem sein, denkt man.

Der Autor dieses Beitrages hat sich schon vor über zehn Jahren, und danach immer wieder, an das Grünflächenamt des Bezirks gewandt und um Abhilfe gebeten. Die Antworten waren immer wieder dieselben: würden wir gerne machen, aber leider, leider ist zur Zeit kein Geld da. Und Vertröstungen auf die nahe Zukunft ... Zwischendurch kam dann noch vom BA die Ausrede, dass während der Frostperiode der Boden gefroren sei und deshalb kein Wasser einsickern können. Das ist zwar richtig, aber die Überschwemmungen finden leider zu allen Jahreszeiten statt.
Man muss aus diesem Verhalten leider den Schluss ziehen, dass der Fußgänger- und Fahrradverkehr in diesem Bezirk auf der Prioritätenliste ganz, ganz hinten steht, weit hinter dem motorisierten Verkehr. Entspricht das den Versprechen aus der Politik?
Text und Fotos: Albrecht Bertram