Polizeieinsatz
Vielen sind sie ein Ärgernis, anderen völlig egal: Die Alkoholiker, die am U-Bhf. Turmstraße in der Grünanlage sitzen, gehören längst zum gewohnten Bild. Sicher ist es manchmal unangenehm, wenn man direkt an ihnen vorbei muss. Oft wird dort gebrüllt, es fliegen auch mal die Fäuste und trotz Toilettencontainer stellen sich manche zum Pinkeln sehr öffentlich ans lichte Gebüsch. Trotzdem haben auch diese Leute eine Daseinsberechtigung, obwohl sie nicht den bürgerlichen Vorstellungen von Aussehen und Verhalten entsprechen.
"So ein Schandfleck, weg damit!" sagt ein alter Passant, als die Polizei am späten Nachmittag mit dem Mannschaftswagen am Taxistand hält und die Beamten den Park stürmen. Sie verteilen sich sofort, so dass niemand flüchten kann und trennen die rund acht Männer und zwei Frauen. Jeder wird einzeln kontrolliert, Ausweis, Jacke, Hosentaschen, Rucksack. Sie müssen auch ihre Schuhe aus- und die Pullover hochziehen, einer soll sogar seine Hosenbeine hochkrempeln.

Wonach die Polizei wohl sucht? Es ist ja klar, dass dies nicht die Heroindealer sind, die hier gleich nebenan ihre Geschäfte machen. Vielleicht ist ein Kunde von ihnen dabei, doch letztlich wird nichts beschlagnahmt. Zwar haben sie alle Flaschen dabei, doch Bier ist eine legale Droge.
Das offensive Auftreten der Polizei schüchtert die meisten ein, nur eine Dame wird immer lauter. Optisch passt sie kaum da hin, mit ihren schicken Klamotten, aber ihre Stimme verrät, dass sie im Leben schon zu viel Alkohol getrunken hat. Den Platzverweis, den sie alle ausgesprochen bekommen, akzeptiert sie nicht. Doch ihr lallender Protest beeindruckt die Beamten nicht. Dafür aber einen der anderen Männer neben ihr. Er war eigentlich schon dabei zu verschwinden, doch nun kam er seiner Kumpelin zur Hilfe und stellte sich der Polizistin entgegen. Deren Kollegen gingen dazwischen, setzten ihn mit Gewalt auf die kleine Mauer und drohten ihm mit Verhaftung. Er hätte es dabei belassen sollen, doch stattdessen krakeelte er weiter und bedrohte die Polizisten mit der Faust. Nun wurden seine Personalien über Funk kontrolliert und es stellte sich heraus, dass gegen ihn ein Haftbefehl bestand. In nächster Zeit würde er dort sicher nicht mehr mit seinen Freunden trinken. Nach zehn Minuten kam ein kleiner Gefangenentransporter und holte ihn ab.
Neben den Trinkern und den Festgenommenen verließ nun auch die Polizei die Bühne. Und noch während sie losfuhr, kamen bereits einige Junkies, die sich hier wohl mit neuem Stoff eindecken wollten.

Ob die Polizei die ganze Aktion wohl als erfolgreich verbucht? Ein Haftbefehl vollstreckt, zehn Trinker für eine Stunde vertrieben, während die Dealer weiter ihren Geschäften nachgehen können. Einen Gewinn sehe ich darin nicht, außer dass die Volksseele für kurze Zeit beruhigt wurde.