Neonazi Priem wohnt in Moabit
Eine antifaschistische Gruppe aus Moabit und Wedding informiert über den Wohnort des Neonazi, Rassisten und Antisemiten Arnulf Winfried Priem - er wohnt ausgerechnet im früheren Lehrerhaus neben der James-Krüss-Grundschule in der Siemensstraße. Nachbarinnen und Nachbarn werden zu Wachsamkeit aufgerufen. Die Gruppe "Auf die Pelle rücken" hat sich als loser Zusammenschluss antifaschistisch engagierter Menschen im Jahr 2010 gegründet und führt seitdem eine Chronik der Vorkommnisse mit rechtsradikalem Hintergrund in Moabit und Wedding. Ziel ist es zunehmende neonazistische Aktivitäten nicht nur der Kameradschaft „Freie Nationalisten Berlin-Mitte“ öffentlich zu machen und dagegen zu halten.
Wie die Berliner Zeitung schon am 14. Juni und moabit.net einen Tag später meldete, stürmte ein Sondereinsatzkommando der Polizei die Wohnung des 64-jährigen Priem in Moabit. Dort fanden sie zwei Luftdruckpistolen, einen Revolver, sowie zwei Maschinenpistolen, bei denen es sich um eine Replik und eine Softairwaffe handeln soll (jedenfalls laut Polizeibericht - in der Zeitung war von scharfen Waffen die Rede gewesen). Priem wurde für mehrere Stunden vom Staatsschutz in Gewahrsam genommen und anschließend wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Polizeieinsatz folgte dem Hinweis eines Nachbarn, den Priem am 28. Mai mit einer Schusswaffe bedroht haben soll.
Arnulf Priem ist kein „gewöhnlicher Neonazi“, bei ihm handelt es sich um einen langjährig aktiven Neonazi-Kader, der mittlerweile auf ein mindestens 45-jähriges Engagement in der rechten Szene zurückblicken kann und zeitweise zu den vier bedeutendsten Naziführern der Bundesrepublik zählte. Mit seinen Rockergruppen »Kampfgruppe Priem« und »Wotans Volk« war er an zahlreichen Überfällen vor allem auf Linke beteiligt. Priem gehörte auch zum Kreis der Leute, die mit der NSDAP-AO (Aufbauorganisation) Hunderte von Neonazis organisierte. Er wurde mehrmals wegen Waffen- und Sprengstoffbesitzes verhaftet und saß deshalb auch einige Jahre im Gefängnis. Hier kann seine Biografie und seine zahlreichen neonazistischen Aktivitäten nachgelesen werden.
Ob sich in Moabit nun ein neuer Neonazitreffpunkt herausbildet, wird sich zeigen. In den 1980er Jahren hatten Nachbarn von Priem in der Osloer Straße jedenfalls erhebliche Schwierigkeiten, weil sich seine Wohnung zum Treffpunkt einer gewaltbereiten Szene entwickelt hatte. Dagegen gab es Widerstand. MoabitOnline möchte mit dazu beitragen, dass Menschenverachtung, Rassismus und Antisemitismus in Moabit nicht akzeptiert werden. Das sollte aber nicht durch Abfackeln von Autos durch die Antifa ausgedrückt werden, sondern mit demokratischen und friedlichen Mitteln. Erhellend in diesem Zusammenhang wirkt vielleicht ein Abendschaubericht von 1994 über Priems Verhaftung im Wedding.