Wie geht es weiter in der Levetzowstrasse?
Fällung der geschädigten Kastanien, Neubepflanzung, Baumarten - Bericht vom Informationsgespräch im Januar 2023
Lange haben wir bei MoabitOnline nichts mehr von der Bürgerinitiative Kastanienfreunde Moabit gehört, doch wurde weiterhin das Laub im Herbst zusammen geharkt und damit die Verbreitung der Schädlinge etwas eingedämmt.

Aktuell hat uns Anfang März 2023 ein neuer Newsletter erreicht, der über ein Gespräch mit den Verantwortlichen über den weiteren Umgang mit den geschädigten Bäumen informiert.
Wir dokumentieren ihn hier im Wortlaut:
"Liebe Freundinnen und Freunde der Kastanien in der Levetzowstraße,
mit unserem Newsletter möchten wir euch über die neuesten Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
Wie im September des letzten Jahres berichtet, ist im Lebensalter und infolge im Erhalt der Kastanien ein Wendepunkt erreicht. Deshalb möchten wir mit Dringlichkeit auch auf den politischen Ebenen aktiv werden, um uns für eine weiterhin grüne, lebenswerte Umwelt rund um die Levetzowstraße in Moabit einzusetzen.
Bereits im Dezember 2022 sind wir auf die Verantwortlichen zugegangen und kamen zu einem Informationsgespräch am 27. Januar dieses Jahres zusammen. Anwesend waren die für Verkehr- und Grünflächen zuständige Bezirksstadträtin Frau Dr. Almut Neumann, ihr Referent Herr Kramme, Herr Leder vom Straßen- und Grünflächenamt sowie der Abgeordnete des Abgeordnetenhauses, Herr Jian Omar, der zu diesem Gespräch in sein Wahlkreisbüro in der Elberfelder Straße eingeladen hatte.
Herr Leder vom Grünflächenamt fasste die derzeitige Situation der rund 150 Kastanienbäume auf der Levetzowstraße zusammen - in den vorangehenden Tagen hatte er sich persönlich ein aktuelles Bild der Bäume gemacht. Das Lebensende des Bestandes ist erreicht und wir müssen davon ausgehen, dass einige der Bäume im Frühjahr nicht mehr austreiben werden. Die Kastanien sind schwer geschädigt durch Pilzbefall, versalztes Spritzwasser von der Straße und sogenannten „Anfahrschäden“ - das sind durch Autos verursachte Schäden am Baum, bei denen sich die „Wunden“ in der Rinde nicht geschlossen haben.
Bereits im Frühjahr 2023 startet das Straßen- und Grünflächenamt den Bestellprozess für diejenigen Bäume, welche in einem ersten Abschnitt die Kastanien ersetzen sollen. Aufgrund der derzeitigen Mangellage benötigt der Beschaffungsvorgang einen langen Vorlauf. Herr Leder wird sich persönlich in den Baumschulen über den Zustand und der Qualität des vorhandenen Angebotes informieren.
Als erster Abschnitt zum Austausch der Kastanienbäume auf der Levetzowstraße ist das Segment zwischen Hansabrücke und Elberfelder Straße vorgesehen. Dies ist der am meisten geschädigte Bereich. Im Oktober 2023 werden hier die ersten Fällungen vorgenommen, die Nachbepflanzung wird im Frühjahr 2024 erfolgen.
Die Erneuerungsabschnitte sind durch die Querstraßen, die den Grünstreifen in seiner ganzen Länge unterbrechen, vordefiniert. Aus fachlicher Sicht wird mit 6 Abschnitten gerechnet, so dass die gesamten Arbeiten in ca. 7 Jahren abgeschlossen sein werden. Die finanziellen Ressourcen im Straßen- und Grünflächenamt sind für diese Maßnahmen eingeplant.
Der Bereich, in denen die Bäume stehen, wird mit bodendeckenden Stauden bepflanzt und im Mittelteil soll eine Blumenwiese entwickelt werden. Unsere Idee: vielleicht können diese Wild-Wiesen von AnwohnerInnen betreut werden.
Alle Pflanzungen sollen mittelfristig auch als Nahrungsquelle für Insekten und Vögel dienen und sich zusammen mit dem Baumbestand entwickeln. Ziel ist es, dass der Mittelstreifen große Mengen an Wasser aufnehmen und auch wieder abgeben kann.
Als Baumarten sind im ersten Abschnitt Ulmen, Hopfenbuche, Amberbaum, Vogelkirsche, Scheinakazie und - zurückversetzt - Zierapfel vorgesehen. Hier kann es noch zu Abweichungen kommen, wenn einige Baumarten am Markt nicht verfügbar sind. Das Ziel ist nicht, so viele Bäume wie möglich zu pflanzen. Vielmehr soll eine Mischung entstehen, die lange vital und gesund ist ? soweit dies eine Hauptverkehrsstraße zulässt.
Damit die neue Bepflanzung im Winter besser vor dem Autoverkehr und dem dadurch verursachten (versalzten) Spritzwasser geschützt ist, werden die Bäume ca. 1,5 bis 2 Meter von der Straße entfernt und versetzt gepflanzt. Die zerstörten Pflanzkübel im oberen Bereich (zur Hansabrücke) werden entsorgt. Es soll eine bunte Mischung aus verschiedenartigen Bäumen entstehen, die zu unterschiedlichen Zeiten blühen und diverse Färbungen im Herbst aufweisen.
Im Laufe dieses Jahres wird das Straßen- und Grünflächenamt eine tiefergehende Analyse des Bodens vornehmen. Aktuell ist kein kompletter Austausch geplant. Der in unseren Augen „schlechte Zustand“ des Bodens wurde so von Herrn Leder nicht bestätigt. Er sei im Gegenteil froh über jeden Ziegelstein, der im Boden liegt, den Grund auflockert und Wasser speichert. Die alte, unterirdische Leitung der Wasserbetriebe im Grünstreifen sei leider nach Auskunft nicht mehr betriebsbereit und marode. Aber die Bewässerung sei sichergestellt und das Problem der Versalzung (durch Spritzwasser) könne durch eine entsprechende Düngung ausgeglichen werden.
Ebenfalls eine interessante Information des Gespräches: auf dem doch recht breiten Gehweg rund um die Elberfelder Straße stehen keine Bäume, da dort zu viele Versorgungsleitungen im Boden liegen. Eine Bepflanzung ist dadurch nicht möglich.
Sowohl Frau Dr. Neumann als auch Herr Omar unterstützten das Vorgehen ausdrücklich und zeigten sich erfreut, dass die Neugestaltung nach den notwendigen Fällungen gesichert ist und sagten weitere Unterstützung zu. Für eine Informationsveranstaltung gegen Ende des Jahres stehen sie gerne zur Verfügung. An dieser Stelle möchten wir unsererseits Danke sagen für das sehr informative und aufgeschlossene Gespräch.
Wir danken auch allen unseren Unterstützern und Unterstützerinnen, ohne deren Rückhalt wir in den letzten Jahren nicht so viel erreicht hätten. Sprechen Sie mit Nachbarinnen und Nachbarn und helfen Sie, unser grünes Umfeld weiterhin zu erhalten.
Bei Fragen und Anmerkungen sind wir wie immer erreichbar und freuen uns auf Ihre Rückmeldung oder Anregung an: kastanienfreunde@gmx.de.
Es grüßen,
Sabine Bechinger & Stefan Zobel"
Ursprünglicher Artikel vom 25. November 2017:
Moabiter Anwohner möchten die Baumallee in der Levetzowstrasse erhalten
Liebe Nachbarn und Freunde der Bäume in der Levetzowstraße in Moabit,

am Samstag, den 18. November war es soweit. Wir hatten um 14 Uhr ein Treffen mit dem Leiter der Straßenbaumpflege des Straßen- und Grünflächenamt Berlin-Mitte, Herrn Wolfgang Leder. Rund 60 interessierte Bürger und Bürgerinnen waren dabei – für ihr Erscheinen und Interesse an dem Thema „Rettet die Kastanienallee“ bedanken wir uns!
Worum geht es uns?
In der Levetzowstraßse stehen in alleenartiger Bepflanzung rund 120 weißblühende Kastanien, die größtenteils in einem traurigen Zustand sind. Sie erscheinen ungepflegt, krank und verlieren bereits im August ihre Blätter. Der Boden ist festgetrampelt, mit Steinen und Schotter aus Kriegstagen durchsetzt. Baustellen im unteren Bereich der Straße nehmen den Bäumen zusätzlichen Grund, indem unvorsichtigerweise wertvolle Erde mit Asphalt versiegelt wird, wo Grünfläche sein sollte.
Diesen Zustand wollten wir hinterfragen und ebenfalls die Aussage in den Medien, dass „150 Bäume in der Levetzowstrasse gefällt werden sollen“. Die Initiatoren sind Sabine Bechinger und Stefan Zobel als Anwohner der Levetzowstraße. Zu uns haben sich aber schnell und tatkräftig weitere besorgte Kiez-Bewohner gesellt, die sich für den Erhalt der Bäume einsetzen wollen.
Nach einer Reihe von Anfragen u.a. an die Stadträtin Sabine Weißler – und hier einen herzlichen Dank an Sonja Kreitmair (Mitglied der Bezirksverordnetenversammlung) für ihre Unterstützung - konnten wir den oben genannten Termin mit dem Leiter der Straßenbaumpflege des Straßen- und Grünflächenamt Berlin-Mitte, Herrn Leder, durchführen und haben folgendes erfahren:
Zum Zustand der Bäume:
- Die Kastanien sind geschädigt von Miniermotte und Zunderschwamm, zusätzlich noch von dem winterlichen Streusalz, das mit dem Spritzwasser von der Straße auf die Bäume gelangt.
- Die Bäume sind langfristig nicht mehr zu retten, da der Schwamm das Holz zerstört und damit die Standfestigkeit. Begünstigt wird dies durch das unterirdische Zusammenwachsen der Wurzeln, wodurch die Krankheit von Baum zu Baum weitergegeben wird.
- Im April 2018 werden die Bäume untersucht, um ebendiese Standfestigkeit einzeln zu prüfen.
- Ebenfalls in 2018 findet die turnusmäßige Baumpflege statt, bei der die Bäume beschnitten werden.
Zum Zustand des Bodens:
- Der Boden ist ausgelaugt, von schlechter Qualität und versalzen durch das Streusalz im Winter. Er muss bei einer Neubepflanzung komplett gegen Baumsubstrat ausgetauscht werden.
Zum weiteren Vorgehen des Grünflächenamtes (geplant):
- Bislang sind Stabilitätsmessung und Baumpflege im nächsten Jahr geplant - also nichts, was den Boden verbessern könnte oder die Lebenserwartung der Bäume verlängern würde.
- Wenn ein Baum umsturzgefährdet oder einfach abgestorben ist, wird er entfernt.
- Fehlen genügend Bäume in einem Abschnitt (wobei hier von größeren Abschnitten gesprochen wird, wie zum Beispiel der Bereich zwischen Elberfelder- und Jagowstraße), so wird dieser Abschnitt mit neuen, widerstandsfähigen Jungbäumen „aufgeforstet“ und der Boden um die Bäume herum ausgetauscht.
- Das Projekt wird einen Zeitraum von 8 – 10 Jahren in Anspruch nehmen.

Soweit die Informationen des Straßen- und Grünflächenamtes – wir bedanken uns noch einmal ausdrücklich für das Gespräch mit Herrn Leder, das uns sehr viele Einblicke in die Arbeit, Herausforderungen und Anstrengungen der zuständigen Behörde gegeben hat. Auch die Berliner Woche hatte schon vor 2 Tagen über unsere Veranstaltung berichtet.
Dies sind unsere nächsten Schritte als Freunde der Baumkultur in der Levetzowstraße:
Wir wollen die Anwohner informieren, damit sie wissen, was mit unseren Bäumen passiert. Der April 2018 wird mit den dann angesetzten Untersuchungen der Bäume eine Gelegenheit geben, Herrn Leder erneut einzuladen, um über die Ergebnisse zu sprechen. Gleichzeitig wollen wir in Erfahrung bringen, wie die Geldvergabe an das Straßen- und Grünflächenamt funktioniert, um herauszufinden, ob für das Vorhaben „Baumallee in der Levetzowstraße“ ein Budget festgelegt werden kann. Hierfür wollen wir auch an die politischen Parteien herantreten, die sich das Projekt auf die Fahne geschrieben haben, um deren Hilfe einzufordern.
Wir planen derzeit eine Webseite, um alle Anwohner, Interessierte und Freunde der Bäume in der Levetzowstraße fortlaufend über die anstehenden Aktivitäten zu informieren.
Vor allem wollen wir, dass unser Kiez in Moabit grün und lebenswert bleibt. Dafür setzen wir uns ein und hoffen auf eine breite Unterstützung von euch als Anwohner. Der Anfang ist gemacht - jeder, der sich aktiv einbringen möchte, kann dies tun - schickt eine Mail an: kastanienfreunde@gmx.de.
Text und Foto: Stefan Zobel
Nachtrag:
Jetzt gibt es eine Webseite: www.kastanienfreunde-moabit.de