Moabit wird Konsumparadies
Der Ruf unseres Stadtteils als Billigladen-Mekka Berlins ist bald hin. Statt 1-Euro-Geschäften werden bald Gucci, H&M und Super-Chic-Schick-Stores das Bild Moabits bestimmen. So jedenfalls könnte es sein, wenn alle Pläne, die jetzt zur Entscheidung anstehen, verwirklicht werden. Demnach wird das ehemalige Hertie-Kaufhaus am U-Bhf. Turmstraße abgerissen und durch ein dreimal so großes Gebäude ersetzt.
Die alte Schultheiß-Brauerei an der Stromstraße soll völlig entkernt werden, hier ist ein neues Einkaufscenter vorgesehen, wie es sie schon in fast allen Bezirken gibt. Wahrscheinlich heißt es dann Strom-Arcaden oder Turm-Center, egal, innen sind die Teile eh kaum zu unterscheiden. Die aktuelle Planung sieht unter anderem ein neues Gebäude an der Turmstraße vor, in das C&A einziehen soll. An der Perleberger Straße soll eine Kaufland-Filiale entstehen. Insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche sind laut Projektmanagement vorgesehen. Eine große Mall mitten durch das denkmalgeschützte Sudhaus soll die Neubauten im Norden und Süden des Grundstücks miteinander verbinden.
Etwas bescheidener gibt sich der Edeka-Neubau, dessen Bauvorbereitungen bereits laufen: Auf dem ehemaligen Gelände der Paech-Brot-Großbäckerei zwischen Stephan- und Birkenstraße wird gerade der Boden für das neue "E-Center" ausgehoben. Hier entsteht auf zwei Etagen der größte Edeka-Markt Deutschlands, daneben sind nur wenige Läden und eine Apotheke zugelassen, alles also in kleinerem Maßstab und eher kiezverträglich, als ein "Arcaden"-Konsummonster.
Nicht, dass ich etwas gegen eine Aufwertung Moabits hätte, auch die Ansiedlung neuer Gewerbebetriebe kann dem Stadtteil eher gut tun. Wenn wir mal eine KFC-Filiale, ein Kino oder sogar ein Theater bekommen würden, wäre das schon nicht schlecht. Aber einen Center-Neubau, der automatisch den Bankrott der letzten Fachgeschäfte zur Folge hat, lehne ich ab. Denn dann wird der westliche Teil der Turmstraße und Alt-Moabit endgültig veröden.