Lehrter Straßen Initiative übergibt Forderungskatalog

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Eine Initiative aus Anwohnern, Kleingewerbetreibenden und Kleingärtnern hat Vertretern der Vivico, des Stadtplanungsamts Mitte und des Gebietsbeauftragten Gruppe Planwerk des Programms Stadtumbau West einen Forderungskatalog für die Zukunft des Mittelbereichs östlich der Lehrter Straße überreicht. Der Betroffenenrat Lehrter Straße unterstützt die Initiative und hatte zum 5. Mai im Rahmen der Betroffenenratssitzungen zu dieser Veranstaltung eingeladen. Anlass für die gemeinsamen Aktivitäten von Bewohnern, Gewerbetreibenden und Kleingärtnern war die Ankündigung bei einer "Zukunftswerkstatt" im Februar,  dass die Vivico und das Bezirksamt Mitte für den Mittelbereich auf der Ostseite der Lehrter Straße im Sommer einen städtebaulichen Wettbewerb ausloben wollen, dessen Ergebnisse bis Ende November 2009 vorliegen sollen.

Stephan Lange, Stadtplanungsamt; Heinz Tibbe, Gruppe Planwerk; Herr Wagner,Vivico (vlnr)

Vom Sitz des Betroffenenrats, dem B-Laden in der Lehrter Straße 27-30 aus, ging es u.a. mit dem Vertreter des Eigentümers Vivico der Fläche, Herrn Wagner, nach einer Besichtigung des Kleingewerbeareals im Mittelbereich der Lehrter Straße vorbei an der das Straßenbild prägenden Mauer hinein in die Kleingartenanlage der Eisenbahnlandwirtschaft, die auf dieser ehemaligen Betriebsfläche der Bahn seit mehr als 50 Jahren die Kleingärten betreibt. Über 40 Personen versammelten sich im überfüllten Vereinshaus der Kleingärtner, wo zunächst die Initiativgruppe die in den letzten Wochen erarbeiteten Positionen und Forderungen vorstellte. Ergänzt und inhaltlich unterstrichen wurden die Beiträge von Besucher/innen der Veranstaltung.

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Einige der  Forderungen der Bürger/innen: die stadtbildprägende Mauer im Mittelbereich darf nicht abgerissen werden. Es müssen Maßnahmen ergriffen werden, um den Durchgangsverkehr zu verhindern oder wenigstens zu begrenzen. Der als Ausgleichsmaßnahme vorgesehene Grünzug an der Bahntrasse muss breit und attraktiv angelegt werden und an vielen Stellen auf die Lehrter Straße führen. Die Lehrter Straße soll als ruhige und grüne Wohnstraße mit ihrem Kleingewerbe und ihren Gärten erhalten bleiben, und Gemeinschaftsgärten zusätzlich angelegt werden, denn ein lebenswertes Wohnumfeld verhindert die Abwanderung von Familien in Randbezirke Berlins und beugt Monostrukturen in der Innenstadt vor. Alle Maßnahmen sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig gestaltet werden. Ausführlich (und mit Karte) sind die Wünsche und Forderungen der "Initiative für den Mittelbereich der Lehrter Straße" an Eigentümer, Verwaltung, Beauftragte und Politik  in einer Broschüre (PDF, 4.4MByte) dargestellt, die bei der Versammlung den offiziellen Vertretern überreicht wurde, damit diese Positionen bei der Ausschreibung des beabsichtigten Gutachterverfahrens berücksichtigt werden.

Gerade rechtzeitig, denn für den 27. Mai 2009 (der Beginn wird noch festgelegt) kündigen Bezirksamt und Vivico ein öffentliches Kolloquium an, bei dem die beabsichtigte Ausschreibung des Gutachterverfahrens im Veranstaltungsraum der Berliner Stadtmission (Lehrter Str.  68) der Öffentlichkeit vorgestellt wird.  Drei Büros werden an dem Wettbewerb teilnehmen, Vivico und Bezirksamt erörtern derzeit, welche Büros ausgesucht werden. Die Vivico wird das Gutachterverfahren finanzieren.

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Den Beiträgen von Stephan Lange (Stadtplanungsamt) und Heinz Tibbe (Gruppe Planwerk) zu den Positionen der BürgerInnen konnte man zwischen den Zeilen entnehmen, dass sie viele der Wünsche mit dem Hinweis auf die finanzielle Lage Berlins als nicht realisierbar ansehen, und die nachhaltigen ökologischen wie sozialen Problemlösungsansätze für das Land dem Verwertungsinteresse des privaten Investors untergeordnet werden. Also wird es  spannend, inwieweit zum Gutachterverfahren die Anregungen und Wünsche der Bewohner/innen berücksichtigt oder den Verwertungsinteressen des Grundstückseigentümers Vivico hintenangestellt werden. Daher erscheint es aus Bewohnersicht um so notwendiger, bei der Veranstaltung am 27. Mai nicht nur der Vivico, sondern auch dem Bezirksamt und den VertreterInnen der Politik von Bezirk und Land Berlin die Sicht der Bewohner deutlich zu machen.

Bis Mitte Juni wird die Ausschreibung mit den Fachjuroren, und den politischen Vertretern im Bezirk abgestimmt. Ende Juni erhalten die Büros ihre Wettbewerbsunterlagen, zu denen Mitte Juli das (nichtöffentliche) Rückfragekolloquium stattfindet, um dann die Arbeit aufzunehmen. Die drei am Gutachterverfahren teilnehmenden Büros werden am 14. September  ihre ersten Entwürfe der Jury und abends öffentlich zur Diskussion stellen.  Mit den Empfehlungen zur Weiterbearbeitung durch die Jury überarbeiten die Büros ihre Pläne bis  zum 9. Oktober, dem Abgabetermin zur Vorprüfung durch die Jury. Anfang November trifft die Jury ihre Entscheidung zum Wettbewerbssieger und erteilt Auflagen für letzte Überarbeitungen. Ende November 2009 sollen dann die  endgültigen Ergebnisse  öffentlich vorgestellt werden.

Nachtrag vom 19. Mai 2009

Mittlerweile stehen Uhrzeit und Ort der Veranstaltung am 27. Mai fest:
Informationen zum städtebaulichen Gutachterverfahren Lehrter Straße
Öffentliche Veranstaltung am 27.05.2009, 18.00 Uhr
Tribünengebäude im Poststadion Moabit, Lehrter Straße 59

Ablauf
18.00 Uhr: Einleitung, Vorstellung des Verfahrens (BA Mitte, Abt. Stadtentwicklung)
18.20 Uhr: Vorstellung der Gutachterbüros und des Auswahlgremiums
18.30 Uhr: Erläuterung der Bearbeitungsgrundlagen (Gebietskoordination Stadtumbau West)
19.00 Uhr: Diskussion
20.00 Uhr: Zusammenfassung und Ausblick

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