Konzeptwettbewerb für Umgestaltung des "Europaplatz Süd"
Der "Europaplatz Süd", der Bahnhofsvorplatz des 2006 eröffneten Hauptbahnhofs war bisher nur provisorisch hergestellt worden – ohne ein grundlegendes Konzept. Für noch mindestens 15 Jahre sind Teile der Platzfläche weiterhin blockiert: durch die Baustelleneinrichtung für die S-Bahn S21 und ein weiteres auf der Platzfläche geplantes Hochhaus, das auch erst nach der Fertigstellung der S21-Arbeiten in dessen Bereich errichtet werden kann.
Im Juni 2023 startete ein im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen ausgeschriebener und von der DSK Stadtentwicklung organisierter Wettbewerb für die Umgestaltung des Platzes. Es sollte ein Konzept mit einem hohen gestalterischen Qualitätsanspruch entwickelt werden, das eine einfache Orientierung, klar gegliederte Zonierungen und Barrierefreiheit bietet. Bei dem zu erarbeitendem freiraumplanerischen Konzept sollte auch eine neue „Nutzungsorganisation“ der Bewegungs- und Aufenthaltsflächen für die Besucher:innen des Hauptbahnhofs geplant werden. Dazu gehörte auch die Vorgabe, dass die Taxivorfahrt auf dem Europaplatz Süd entfallen soll.
Das Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten war als Sieger vorheriger Verfahren zum Europaplatz von der Senatsverwaltung als Teilnehmer des Konzept-Wettbewerbs gesetzt worden, insgesamt nahmen vier Planungsbüros teil. Sie hatten die Aufgabe den Umgestaltungsbereich des „Europaplatz Süd“ in einen Realisierungs- sowie einen Ideenteil zu gliedern, wobei der Realisierungsteil einen vorgegebenen ca. 4.000 qm großen Teil der Platzfläche umfasste. Der Ideenteil betrifft den an den Realisierungsbereich nördlich angrenzenden Bereich des südlichen Geh- und Radweges inkl. der Busspur der Invalidenstraße, wo sich auch die Haltestellen des Busverkehrs der BVG befinden.
Am 11. Oktober 2023 wählte eine 8-köpfige Jury aus Vertreterinnen und Vertretern des Landes Berlin und der Deutschen Bahn AG sowie mit fachlicher Unterstützung durch vier Landschaftsarchitektinnen und -architekten den überzeugendsten Entwurf aus. Sie entschied sich für das Konzept "Entrée Berlin" des Büros Rehwaldt Landschaftsarchitekten als Sieger des Wettbewerbs und hat es zur Umsetzung empfohlen. Das siegreiche Landschaftsplanungsbüro wird nach dieser Entscheidung mit den weiteren konkreten Planungen beauftragt. Diese sollen bis zum Sommer 2024 abgeschlossen werden, sodass anschließend die bauliche Umsetzung beginnen kann. Die Fertigstellung des neu gestalteten Europaplatz-Süd ist bis Ende 2025 vorgesehen.

Unter dem Leitbild „Entrée Berlin“ soll ein urbaner, einladender Platzraum mit eine guten Orientierung und atmosphärischen Aufenthaltsorten entstehen. Hauptelement des Konzeptes ist der sogenannte „Grüne Schirm“, der direkt südlich angrenzend an den Bürgersteig der Invalidenstraße angelegt werden soll. Eine unregelmäßige Pflanzung hochstämmiger Bäume soll einen durchlässigen Raum formen, der einerseits eine Abschirmung zur Invalidenstraße herstellt, und andererseits dem „atmosphärischen Aufenthaltsort“ bildet.
Vom Bahnhofsgebäude bis zur Invalidenstraße soll eine durchgängige Oberfläche ohne Stufen oder Bordanlagen geschaffen werden. Dazu soll Asphalt mit geschliffener Oberfläche verwendet werden, der einen hohen Komfort bieten soll. Mittels heller Zuschlagstoffe und eingefärbter Bindemittel soll ein freundlicher, warmer Gesamteindruck erzeugt werden, ähnlich einem Terrazzobelag.


Das auf den Platz niedergehende Regenwasser wird in mehreren Schlitzrinnen aufgefangen und größtenteils in den nördlichen Bereich des Platzes geführt wo es im Bereich des „Grünen Schirm“ in einer Speicherrigole gesammelt wird. Die Bäume des „Grüner Schirm“ sollen das Wasser über ihre Wurzeln aufnehmen und über die Baumkronen verdunsten. Damit wird für die unmittelbare Umgebung ein kühlender Effekt entstehen, das Regenwasser vor Ort genutzt und die Kanalisation entlastet. Die Platzoberfläche wird an dieser Stelle so durchlässig wie möglich, aber auch robust und berollbar ausgebildet. Dazu wird im Bereich vom "Grünen Schirm" ein fugenreiches, gesägtes Kalksteinpflaster verlegt, was in seinem Charakter von typischen Berliner Pflasterungen inspiriert ist. Voraussetzung für die Pflanzung ist die Aufgabe der bestehenden Straßenbäume in diesem Bereich, die jedoch bereits jetzt erhebliche Mangelerscheinungen aufgrund schlechter Standortbedingungen aufweisen. Auch ist die Höhenlage dieser Bäume nicht mit der normgerecht hergestellten Einstiegskante (für die Busse) vereinbar, diese soll mit dem jetzigen Konzept auf die Regelhöhe zum barrierefreien Einsteigen angepasst werden.
Am östlichen Rand des Platzes sind eine „Jelbi-Station“ der BVG und Fahrradparken (für 180 Fahrräder) in einem offenen Gebäude mit begrüntem Dach vorgesehen, einerseits gut sichtbar und andererseits den Bauzaun der noch viele Jahre andauernden S21-Baustelle durch gestalteten Hintergrund verdeckend. Optional ist angrenzend ein Standort für ein WC vorgesehen. Das offene Gebäude soll demontier- und umsetzbar ausgeführt werden, wenn in weiterer Zukunft östlich des jetzigen Platzbereiches über der S21 noch ein weiteres Hochhaus gebaut werden wird.
Der Entwurf des Büros ist als eine temporäre Gestaltung konzipiert. Der Nutzungszeitraum beträgt ca. 10 bis 15 Jahre, kann bei Bedarf jedoch auch verlängert werden. Eine deutliche räumliche Veränderung wird sich ergeben, sobald das Hochhaus realisiert ist und der Platz eine wesentliche Erweiterung erfährt. Die Pflanzung des „Grünen Schirmes“ kann bestehen bleiben, sofern sie konzeptionell in das dann zu entwickelnde Konzept integrierbar ist.
Interessierte können auf der Website der DSK zu dem Wettbewerbsverfahren den Erläuterungsbericht von Rehwaldt Landschaftsarchitekten und vier Visualisierungen zum Konzept anschauen bzw. herunterladen.