Hiroko Mizuno gestaltet Schönes aus alten Kimonostoffen

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Das Schneideratelier von Hiroko Mizuno, einer 74jährigen Japanerin, liegt im Hinterhaus in der Perleberger Straße. „Mein zweites Leben - mein Designerleben - begann, als ich im Jahr 2000 pensioniert wurde", erzählt sie bei Ingwerplätzchen und grünem Tee und erklärt uns, wie sie dazu gekommen ist, aus alten Kimonostoffen Neues zu gestalten. Bis vor kurzem besuchte sie zweimal im Jahr ihre Mutter in Japan und brachte von dort die alten Stoffe mit. Diese Kimonos sind 20, 30 oder sogar 50 bis 100 Jahre alt. Sie wurden von Generation zu Generation weitervererbt. Diese Tradition stirbt aus, aber zum wegwerfen sind die Kleidungsstücke viel zu schade. Wenn auch nur der kleinste Teefleck zu sehen ist, zahlen Gebrauchtwarenhändler in Japan so schlecht, dass dieser geringe Preis eine Beleidigung der Familie darstellt. Deshalb freuten sich viele der Bekannten und Nachbarn von Mizunos Mutter, dass es in Europa eine Japanerin gibt, die etwas mit den wertvollen Familienerbstücken anfangen kann. „Solche Stoffe werden heute gar nicht mehr hergestellt, denn auch hundertprozentige Seide wird in der Regel chemisch behandelt. Niemals könnte ich solche Stoffe kaufen. Ich liebe diese schönen Stoffe," erklärt Hiroko Muzuno und streicht über die Seide, „das fühlt sich richtig erotisch an." Die Kimonos werden mit der Hand aufgetrennt, speziell gereinigt und sind ebenso wie die besonders prächtigen Obi, die Gürtel, das Ausgangsmaterial für Blusen, Taschen, Tücher und Kleider. Drei Kollektionen hat sie bereits hergestellt. Sie wurden im provenceproject peter rauhaus in Charlottenburg präsentiert.

Je älter Mizuno wird, um so mehr beschäftigt sie sich mit japanischer Kultur, die vielen europabegeisterten jungen Japanern verloren zu gehen droht. 31 Jahre alt war Hiroko Mizuno als sie vor 44 Jahren ohne deutsche Sprachkenntnisse nach Berlin kam. Sie hatte in Tokyo studiert und mit dem Lehrerexamen für Geschichte und Sozialkunde abgeschlossen, danach 3 Jahre als Redakteurin gearbeitet, schließlich auf Design umgesattelt und als Graphikerin gearbeitet. In Berlin musste sie 1966 von vorne anfangen. Nach dem Sprachkurs studierte sie an der FU Berlin, Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Japanologie bis 1985. Während des Studiums lehrte sie Japanisch und Kalligraphie an der Volkshochschule Zehlendorf, unterrichtete Japanisch an Oberschulen, erarbeitete Lehrmaterialien für die Freie Universität. Sie lebte in Wilmersdorf, in Schöneberg und jetzt schon 10 Jahre in Moabit. Bis das Freibad im Poststadion 2002 geschlossen wurde, hat sie dort jeden Sommer viele Stunden verbracht. Und was sind ihre nächsten Pläne? „Es wird höchste Zeit, dass ich besser mit dem Computer umgehen lerne, der Internetanschluss ist schon bestellt."

Eigentlich wollte sie ihr Atelier im Rahmen von Inselglück öffnen. Doch aus persönlichen Gründen musste sie den Termin auf den 11. und 12. Juni von 14 - 19 Uhr verschieben. Sind Sie neugierig geworden? Dann kommen Sie vorbei in der Perleberger Straße 28, Hinterhaus, ziehen Sie sich nach japnischer Sitte die Schuhe aus, trinken Sie Tee und schauen Sie sich um.

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