Hamberger lässt fällen

Die Pappelallee im Mai 2009

Vom Kreischen der Kettensäge wurden heute morgen einige Anlieger der Siemensstraße geweckt und im Rekordtempo fiel eine Pappel nach der anderen entlang der Siemensstraße, dort wo die Firma Hamberger einen Gastronomiegroßmarkt bauen möchte. Den Auftrag zu den Baumfällungen hatte Hamberger erteilt. Ein rechtsgültiges Baurecht für den Großmarkt liegt immer noch nicht vor, berichtet Norbert Onken, Mitglied der BI Siemensstraße. "Deswegen konnten wir auch bisher noch keine Klage gegen die Bauplanung einreichen", so Onken. Einzelne Mitglieder der Bürgerinitiative mutmaßen schon, dass die noch-nicht-Veröffentlichung der Baugenehmigung Taktik ist, um so die Chancen zum rechtzeitig wirksamen Einlegen von Rechtsmitteln gegen den Bau zu verringern.

Fällarbeiten am 12. Februar 2012

Angesicht der Fällungen stellt sich aber nicht nur für die BI Siemensstraße die Frage, ob die Fällgenehmigung durch die Behörden rechtlich einwandfrei ist, wenn noch nicht einmal Baurecht vorliegt. Von Seiten des Umweltamts, so Onken,  werde deshalb eine Dringlichkeit gesehen, weil der Baubeginn für den Großmarkt im Mai sein soll. Und Baumfällungen sind aus Naturschutzgründen nur bis Ende Februar erlaubt, weil danach schon wieder Vögel die Bäume für ihre Nistplätze in Beschlag nehmen und in der Zeit geschützt sind. Ihren eigenen Rechtsanwalt konnte die BI am heutigen Dienstag nicht erreichen, um dessen rechtliche Bewertung zu den Baumfällungen zu erfahren.

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Angesichts der aktuellen Fällungen in Moabit erinnern sich sicherlich viele  Leser auch an die Meldungen in der Tagespresse vom 10. Februar 2012 zu einem Berliner Großprojekt, der Autobahn A100. Das Bundesverwaltungsgericht hatte die begonnene Abholzung von Bäumen in einer Neuköllner Kleingartenanlage gestoppt, weil für die vom Senat geplante Autobahn noch kein Baurecht besteht.

Aber vielleicht will ja die Firma Hamberger doch noch wieder Grün in Moabit schaffen - zumindest auf dem von ihr aufgestellten Bauschild zum Großmarkt sieht's danach aus: Dort ist auf der dem Großmarkt gegenüberliegenden Straßenseite der Siemensstraße eine breite Rasenfläche dargestellt - der Hamberger Großmarkt in einer grünen Idylle.

Visualisierung Gastronomiegroßmarkt mit grüner Wiese statt Wohnhäusern

Für die Anwohner die dort jetzt wohnen, ist diese Vision aber keine Perspektive für ihre eigene Zukunft - die Häuser, in denen sie jetzt wohnen, müssten für diese Rasenfläche abgerissen werden.

Angesichts dieser Manipulationen in der Visualisierung des Bauvorhabens hat sich schon so mancher seine Meinung über die Seriosität der Firma Hamberger gebildet.

Nachtrag:
Beschluss über die eingeschränkte Wiederholung der Beteiligung der Träger gem. § 4 Abs. 2 BauGB und die Wiederholung der Öffentlichkeitsbeteiligung gem. § 3 Abs. 2 BauGB für den Bebauungsplan 1-45 VE (Hamberger (Drs. 1567/IV), siehe auch dieser Kommentar.

Kunstprojekt einer australischen Künstlerin mit Vogelflaggen, auch des seltenen Steinschmätzers (Berliner Woche).

Neuer Artikel zu Hamberger (bitte dort weiter kommentieren).

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