Ein Dach als Boot - von Moabit nach Kassel

Schon zwei Wochen ist das Dach des Zentrums für Kunst und Urbanistik (ZK/U) bereits als Boot nach Kassel zur 15. documenta unterwegs. Gestartet ist es am 2. Juni vom Hafen Spandau zunächst in die falsche Richtung - nämlich in die Berliner Innenstadt - und dann wieder zurück (TAZ, Tagesspiegel und Welt berichteten).

Das "citizenship" wird etwa 6 Wochen über Spree, Havel, Mittellandkanal, Weser und Fulda  unterwegs sein, angetrieben von Muskelkraft, Solarpanelen, Segeln, die unterwegs genäht werden, Rudervereinen, die ziehen helfen. Kuratiert wird die diesjährige documenta von "ruangrupa" , einem Kollektiv aus Jakarta in Indonesien. Es geht um die Frage: "Wie können wir die auf der Welt ungleich verteilten Ressourcen gerechter und besser teilen?" Gemeinsam mit 13 anderen Kollektiven wurde das ZK/U eingeladen etwas mitzubringen, was sie zu viel haben.

Und das ist im ZK/U das Dach. Denn der Gebäudeteil des ehemaligen Güterbahnhofs Moabit, in dem 10 Jahre lang Veranstaltungen stattfanden, wird zur Zeit saniert und erweitert. Die energetische Sanierung wird die Halle beheizbar machen und eine öffentliche Dachterrasse kommt oben drauf. So entstand die Idee das Dach zu einem Boot umzubauen und es über Wasserwege zur documenta zu bringen.

Das Motto nachhaltig und gemeinschaftlich muss mit Leben gefüllt werden und es wird sich herausstellen, wie die tolle Idee einfach loszufahren funktioniert.  Hilfreich ist das große Netzwerk von Künstler*innen im weitesten Sinne, wie im Kultur Mitte Magazin beschrieben. Woran lag es aber, dass in Berlin nicht einmal alle Fahrräder für den Bootsantrieb besetzt waren? Außerhalb der Kunstblase - in der Moabiter Nachbarschaft - war der Abfahrtstag am 2. Juni dann wohl doch nicht so bekannt. Ich hätte auf jeden Fall gerne mitgestrampelt.

Hoffen wir dass die riesige Organisationsarbheit für die Reise sich im übertragenen Sinne "bezahlt" macht - die Liegeplätze an den geplanten Orten, die Angebote mit Menschen vor Ort, die Food Saver für Lebensmittelspenden, die unterschiedlichen Kulturevents, viele Dinge selbst gestalten und herstellen. Und vor allem der Antrieb mit Muskelkraft und erneuerbarer Energie (HNA).

Hier könnt ihr die Reise mit dem Programm an allen Stationen verfolgen. Auf vielen Strecken ist eine Beteiligung an der Reise möglich - nach vorheriger Registrierung und Bestätigung. Nach 12 Tagen Fahrt musste das Boot in Magdeburg in einer Werft repariert werden, daher ist der Buchungsprozess gerade unterbrochen.

Alle Infos und Kontakt in englisch und deutsch: https://citizenship.zku-berlin.org/

Fotos: Martina Pozzan und KUNSTrePUBLIK

Nachtrag:
Das Scheitern der Weiterfahrt auf der Weser und künstlerischer Abschluss am Hiroshima Ufer in Kassel: https://www.zku-berlin.org/de/timeline/citizenship-eine-letzte-begegnung/

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