Billig-Strom-Werbung verdunkelt Wohnungen

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Vom 6. bis zum 13. Stockwerk reicht die Plane, die seit dem 1. Advent die nach Süden und Osten gelegenen Fenster des Wohnhauses Lehrter Straße 75 verhüllt. Die Mieter wurden nicht informiert. Selbst die Hausverwaltung, Paul Immobilien,  behauptet nichts gewusst zu haben und verweist auf den Eigentümer in Übersee. Am Donnerstag wurden Bauarbeiter auf dem Gerüst bemerkt, das bereits ein halbes Jahr dort steht, weil die Fenster erneuert wurden. Sie montierten Lampen. Die nächsten beiden Tage wurde auch gearbeitet, aber keiner ahnte, was passieren wird.

Am ersten Adventsonntag platzte dann einigen Mietern der Kragen: geschäftige Arbeiter vor den Fenstern, Bohrgeräusche, ein Flaschenzug und wie auch schon die Tage vorher eine Fahrbahn auf der Straße komplett zugeparkt. Die Firmen konnten keine Genehmigung für Sonntagsarbeit vorweisen. Also musste die Arbeit für diesen Tag eingestellt werden. Doch an der Verdunkelung der Fenster von 24 Wohnungen ändert das nichts. Die Plane soll bis über Sylvester dort hängen. Eine Genehmigung braucht der Eigentümer nach Auskunft der Bau- und Wohnungsaufsicht im Bezirk Mitte dafür nicht, denn an einem Gerüst, auf dem Arbeiten stattfinden, dürfe Werbung angebracht werden.

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"Das ist eine Gesetzeslücke, die schnellstens beseitigt werden muss", fordert Monika Raasch von der Mietervertretung der Häuser Lehrter Straße 1-4 und 70-75 von der Politik. "Wir wollen hier keine Mietminderung, sondern die Plane muss weg." Am Montag berichtete die Abendschau.

Kann es denn sein, dass die Fenster von Mietern verhüllt werden dürfen, nur um Werbeeinnahmen zu machen? Bei manchen Fassadenarbeiten sind Planen notwendig, um zu verhindern, dass abfallender Putz auf den Gehweg fällt. Werbeplakate an Brandwänden, Fabriken oder Parkhäusern. Alles nicht schön. Aber Werbung vor Fenstern, hinter denen Menschen wohnen? Tagsüber dunkel und nachts vermutlich hell ausgeleuchtet. Gestern war die Abendschau mit Hartmann Vetter, dem Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins wieder vor Ort.

Nachtrag vom 4.12.09:
Die Plane wurde heute wieder abgebaut. Eine Entscheidung der werbenden Firma. Sie hatten ja auch durch die Öffentlichkeitskampagne der Mieter jede Menge Aufmerksamkeit bekommen. Super gemacht haben das die Mieter/innen und die Mietervertretung des Hauses! Jetzt muss es darum gehen, dass diese Gesetzeslücke geschlossen wird und bewohnte Häuser nicht mehr zu Werbezwecken verhüllt werden dürfen. In Hamburg soll das bereits funktionieren. Und die B.Z. bejubelt sich selbt.

Nachtrag 2013:
Es gibt immer noch Ärger mit Großpostern an Wohnhäusern, wie hier in Pankow.

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